Ökologischer Landbau
Mechanische Unkrautregulierung

Präzisions-Zinkenstriegel

Informationen zur mechanischen Unkrautregulierung im ökologischen Landbau: Voraussetzungen und Grundlagen, Geräte und Maßnahmen für die verschiedenen Kulturen.

Mechanische Unkrautregulierungsmaßnahmen können keinesfalls die Bedeutung der Fruchtfolge, pflanzenbauliche Maßnahmen, wie geeignete Sortenwahl ersetzen, sondern allenfalls ergänzen.

Allgemeine Voraussetzungen und Grundlagen

Saattiefe- und -stärke:
Die Arbeitstiefe beim Striegeln sollte bei 2-3 cm liegen. Auf ausreichende Saattiefen, besonders bei Getreide, hier vor allem dem Roggen, der deswegen grundsätzlich vorsichtiger zu behandeln ist, aber auch bei anderen Früchten, ist zu achten. Bei Getreide wird im Regelfall gleiche Saatstärke bis + 10 – 15 % erhöht empfohlen, da durch bessere Durchlüftung die Mineralisation angeregt wird (+10 – 25 kg N/ha). Das Einstriegeln von Gülle kann die Stickstoffverluste in die Luft reduzieren. Mais und Blattfrüchte sollten generell etwas dichter gesät werden bei Striegeln im Nachauflauf (NA).
Frostgefahr:
Die durch mechanische Maßnahmen freigelegten oder gelockerten Wurzeln der Kulturpflanzen können bei Nachtfrösten erfrieren, das heißt zumindest bei stärkerer Nachtfrostgefahr sollten keine intensiven Striegelgänge durchgeführt werden.
Abtrocknung:
Auf ausreichende Abtrocknung der Böden ist nicht nur wegen im Ökolandbau besonders problematischer Strukturschäden zu achten, sondern auch damit der Boden besser zerfällt. Die weit überwiegende Striegelwirkung ergibt sich durch die Verschüttungswirkung, die mit zunehmender Arbeitsgeschwindigkeit beim Striegeln steigt und weniger durch direktes Ausreißen aus dem Boden.
Lufttemperatur
Bei Mais und Blattfrüchten werden bei vielen Pflanzen die Stängel mit zunehmender Umgebungstemperatur elastischer und damit sind die Verluste geringer.
Unkrautstadien:
Die Hauptwirkung beim Striegeln entsteht durch Verschütten (vibrierende Striegelzinken bei höheren Geschwindigkeiten) der Unkräuter. Das Verschütten der Unkräuter geht natürlich umso besser, je kleiner die Unkräuter sind, am besten im Fädchen- oder Keimblattstadium. Sehr häufig sind beim Blindstriegeln, besonders beim Mais, aber auch bei anderen Früchten, sehr gute Erfolge zu erzielen. Zu beachten ist auch, dass durch das Striegeln oder Eggen usw. häufig wieder neue Beikrautsamen zur Keimung kommen. Bei Früchten mit späteren Saatterminen sollte die erste Unkrautwelle schon vor der Saat vernichtet werden oder zum Beispiel bei Erbsen nicht zu früh im Nachauflauf (NA) gestriegelt werde, damit die Erbsen danach ausreichende Konkurrenz für die neu auflaufenden Beikräuter bilden können.
Problemunkräuter und Gräser:
Insbesondere bei Problemunkräutern wie Knöterich, Kamille, Klettenlabkraut oder Gräsern sind die Wirkungen durch Striegeln, zumindest im Nachauflauf, in aller Regel unbefriedigend. Hier kommt für eine ausreichende Wirkung praktisch nur das Hacken in Frage.
Gerätekombinationen
Bei stark verkrusteten oder schweren Böden haben sich Kombinationen aus zuerst intensiverer Lockerung durch Hacken und danach Striegeln gut bewährt. Auch Striegeln in Hin- und Rückfahrt bzw. mehrere Einsätze können nötig sein.
Regulierungserfolg
Der Regulierungserfolg beim Striegeln liegt in der Regel bei ca. 40-60 %, kann aber unter günstigsten Bedingungen auch bis auf ca. 90 % steigen.

Anschaffungskosten, Geschwindigkeit und Flächenleistung

  • Hackstriegel: ca. 800 – 1.800 €/m, 6 – 10 km/h, ab 2,4 ha bei 6 m AB
  • Hackgeräte: 4 – 8 km/h

Geräte

Eine Übersicht über die wichtigsten Geräte und Werkzeuge zur mechanischen Unkrautregulierung und die Hersteller beziehungsweise Anbieter ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Übliche Netzeggen und Scharhacken sind nicht aufgeführt.
  1. Unkraut-/Hackstriegel: Einböck, Hatzenbichler, Treffler (Präzisions-Zinkenstriegel)
  2. Rotorstriegel: Annaburger, Hatzenbichler
  3. Roll-/Rotorhacke: Adelhelm, Einböck, Fobro, Hatzenbichler, Rath, Yetter
  4. Fingerhacke: HAK Schöffel-Technik, K.U.L.T. Kress, z.T. mit Scharhacken u.ä. kombiniert
  5. Bügelhacke: K.U.L.T Kress
  6. Torsionshacke: Frato, HAK Schöffel-Technik, jeweils in Verbindung mit Vorlaufwerkzeug
Präzisions-Zinkenstriegel

Präzisions-Zinkenstriegel: Treffler

Rollstriegel

Rollstriegel:
Annaburger

Roll-/Rotorhacke

Roll-/Rotorhacke: Yetter

Fingerhacke

Fingerhacke: K.U.L.T. Kress

Bügelhacke

Bügelhacke: K.U.L.T Kress

Torsionshacke

Torsionshacke: Frato

Unkrautregulierung bei den verschiedenen Fruchtarten

Getreide

Getreide

  • Blindstriegeln:
    Bei Wintergerste, Roggen (nicht zu flach säen) und früh gesätem Winterweizen; bis zum Spitzen
  • Striegeln nach dem Auflaufen:
    Ab 3-Blattstadium bis Ende Bestockung, Roggen ist empfindlichstes Getreide; auch doppelte Gänge oder quer zur Saatrichtung möglich.
  • Striegeln im Schossen:
    Auskämmen oder Niederdrücken von kletternden, rankenden und hochwüchsigen Unkrautarten möglich; Striegel soll nicht mehr an Bodenoberfläche angreifen.
  • Hacken:
    Besonders auf schweren schluffreichen Böden mit Ungrasproblemen; mind. 18-22 cm Getreidereihenabstand; weniger an Getreidestadien gebunden, Kombinationsmöglichkeit mit Striegeln in der Bestockungsphase möglich.
Mais

Mais

Mais sollte nicht zu früh gesät werden, damit bei kühlen Temperaturen nicht der Mais zu lange zum Aufgang braucht oder zum Wachstumsstillstand kommt und das Unkraut davon wächst.
  • Blindstriegeln:
    Bei ausreichend tiefer Saat vor dem Auflaufen ab dem 3. Tag, meist 5 – 6 Tage nach der Saat bei ausreichender Saattiefe mit festem Sitz des Maises bis zum Auflaufen. Die Keimlinge sollten mindestens 2 cm unter der Oberfläche sein und nicht verletzt werden.
  • Striegeln nach dem Auflaufen:
    Ab dem 3-4-Blattstadium (10 cm) bis etwa 25 cm Wuchshöhe des Maises, bei warmer Witterung damit der Mais elastischer ist; mit evtl. Erhöhung der Saat-stärke; ab dem 6-Blattstadium ist er unempfindlich gegen Verschütten.
  • Hacken:
    Auch der Einsatz von Rollhacken (z.B. Yetter) ist gut möglich. Verschiedene Geräte, wie Hackmaschinen oder Rollhacken bzw. Sternhacken ab 10 – 15 cm Pflanzenhöhe gute Erfahrungen besonders mit Rollhacken, bei ersten Arbeitsgängen Erde von Maisreihen wegarbeiten und beim letztem Hackgang zur Reihe hin mit Verschütten von Unkräutern in der Reihe.
Körnerleguminosen

Körnerleguminosen

Nach neueren Versuchsergebnissen reagieren Körnerleguminosen im frühen Stadium vom Auflaufen bis zum 4-Blattstadium sehr tolerant auf Verschütten und auf einem gewissen Anteil an abgebrochenen Sprossen. Höhere Striegelgeschwindigkeiten von 8-12 km/h fördern das Verschütten der Beikräuter.
Erbsen

Erbsen

  • Blindstriegeln:
    Bis Keimling 1-2 cm unter Bodenunterfläche; nicht mehr wenn der Keimling die Krume durchbricht.
  • Striegeln nach dem Auflaufen:
    Nach dem Auflaufen bis Pflanzen sich verranken (ca. 15 cm).
Ackerbohnen

Ackerbohnen

  • Blindstriegeln:
    Striegeln schräg zur Saatrichtung kann günstige Auflaufbedingungen schaffen, bis Keimling 2 cm unter der Bodenoberfläche; nicht mehr wenn Keimling die Krume durchbricht.
  • Striegeln nach dem Auflaufen:
    Ab dem Auflaufen bis 20 cm (Abknicken von Stängeln bei warmer Witterung)
  • Hacken:
    Nach Striegelterminen Rollhacke; Hacken zur Reihe (Anhäufeln bei 25 - 30 cm Wuchshöhe) beim letzten Arbeitsgang besonders empfehlenswert.
Lupinen

Lupinen

  • Blindstriegeln:
    Ausreichende Saattiefe von 4 cm ist Voraussetzung. Früher Einsatz bis vor dem Auflaufen. Im Auflauf ist die Lupine wegen der epigäischen Keimung sehr empfindlich.
  • Striegeln nach dem Auflaufen:
    Ausreichende Abtrockung und Wärme sind Voraussetzung wegen der Anthrac-nose und Abbrechen. Abgebrochene Lupinen sterben ab dem Auflaufen bis zum 5-Blattstadium ab. Blaue und gelbe Lupinen sind weit weniger elastisch als weiße Lupinen. Ein zweiter Striegelgang ist bei ca. 10 cm Pflanzenhöhe günstig. Lupinen sind empfindlicher gegen Verschütten mit Erde.
  • Hacken:
    Voraussetzung sind Reihenabstände ab 20 cm; auf Verschütten und ausreichende Abtrocknung achten (evtl. Hohlschutzscheiben).
Linsen

Linsen

  • Blindstriegeln:
    Wegen schneller Keimung problematisch
  • Striegeln:
    Vorsichtig ab dem 1. Laubblattpaar bis 10 cm Wuchshöhe.
  • Hacken:
    Zwischen den Reihen sinnvoll.
Wicken

Wicken

  • Blindstriegeln bis wenige Tage vor dem Auflaufen;
  • Striegeln nach dem Aufgang wird von den anfangs flachwurzelnden Wicken schlecht vertragen, verkrustete Böden werden am besten mit einer Profilwalze gebrochen.
Sojabohnen

Sojabohnen

  • Blindstriegeln:
    Voraussetzung ist eine ausreichende Saattiefe von mind. 4 cm und die Keim-blätter werden nicht verletzt oder abgebrochen werden wegen der epigäischen Keimung (Keimblätter werden aus dem Boden gehoben)
  • Striegeln:
    Am günstigsten bei ca. 15 cm Wuchshöhe mit geringem Zinkendruck. Wegen Verlusten sollte am warmen Nachmittag und nach etwas höherer Saatdichte gestriegelt werden
  • Hacken:
    Ab dem Auflaufen kann zwischen den Reihen mit Hohlschutzscheiben gehackt werden. Im Gegensatz zum Mais ist wegen des tiefen Hülsenansatzes nhöchstens leichtes Anhäufeln möglich. Der letzte Hackgang kann mit Fingerhacke, Torsionshacke der Flachhäufler ergänzt werden.
Sonnenblumen

Sonnenblumen

  • Blindstriegeln:
    Etwa 1 Woche nach der Saat. Voraussetzung ist mindestens 5 cm tiefe Saat, die aber auch den Auflauf verzögert.
  • Striegeln:
    Vorsichtig nach dem Auflaufen bei Erscheinen des ersten echten Blattpaares.
  • Hacken:
    Damit möglichst wenige Bodenunebenheiten entstehen, werden am besten Hackgeräte mit Gänsefußscharen ab dem Auflauf der Kultur eingesetzt. Sternrollhacken (ab 50 cm Reihenabstand) im Jugendstadium mit Hohlschutzscheiben; erste Hacke ab 2-4-Blattstadium, zweite Hacke bei Bierflaschenhöhe spätestens vor Reihenschluss; warme Witterung ausnutzen.
Kartoffeln

Kartoffeln

Die Pflege sollte mit leichten Traktoren und schmaler Bereifung durchgeführt werden. Auch hier ist der günstigste Zeitpunkt, bevor das Unkraut sichtbar wird (Fädchenstadium) bis spätestens im 2-Blattstadium. Hacken und Striegeln in einem Arbeitsgang bei 5,5 – 7 km/ha reduziert die Anzahl der Überfahrten. Das frisch aufgelaufene Kraut ist empfindlich und sollte nicht gestriegelt werden. Sobald es grün ist, kann bei einer Höhe von 10 cm vorsichtig gestriegelt werden. Wegen geringerer Verschüttung von Blättern sollte vorzugsweise am Abend gehackt werden, weil dann die Blätter eher nach oben gerichtet sind.
Zuckerrüben

Zuckerrüben

Der Anbau erfordert fast immer den Einsatz der Handhacke. Der Zeitaufwand bewegt sich dabei im Bereich von 60-200 Std./ha in 2 bis 3 Durchgängen. Der erste Durchgang sollte unmittelbar nach dem Auflaufen durchgeführt werden.
  • Blindstriegeln:
    Voraussetzung ist eine tiefe Saat auf 3 cm, was jedoch die Gefahr von Wurzelbrand erhöht. Der Erfolg ist meist begrenzt wegen schnellem Auflauf.
  • Striegeln:
    Eine etwas höhere Saatstärke wird empfohlen und die Fahrgeschwindigkeit muss reduziert werden. Die Rüben müssen das 4-Blattstadium erreicht haben. Striegeln wirkt im Wesentlichen nur gegen spätauflaufende Unkräuter im Keim- bis 4-Blattstadium befriedigend.
  • Hacken:
    Hacken können eingesetzt werden sobald die Reihen gut sichtbar sind, allerdings müssen beim 1. Hackgang Hohlschutzscheiben eingesetzt werden, denn die Rüben vertragen kein Überschütten des Herzes. Die Fingerhacke kann ab dem 4-Blattstadium eingesetzt werden. Beim letzten Hackdurchgang kann leicht angehäufelt werden.