Vom Stamm zum Parkett
Nachwachsender Rohstoff Holz

Drei Menschen schauen in die Krone eines Baumes hinaufZoombild vorhanden

Foto: Jakob Graffe

Der Nachwachsende Rohstoff Holz wächst in den Wäldern unserer nächsten Umgebung. Forstdirektor Michael Kreppel vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg (AELF) zeigt auf, in welchem Umfang:

„In unserem Amtsbereich, also in den Landkreisen Bamberg und Forchheim, gibt es über 70.000 Hektar (ha) Wald. Auf dieser Fläche wächst jährlich die riesige Holzmenge von knapp 600.000 Festmetern nach. Das entspricht etwa 1.500 Festmeter pro Tag!“ Und der Bedarf an Holz ist groß. Es findet zum Beispiel Verwendung in Dachstühlen, Möbeln und Fußböden, sogar ganze Häuser werden aus Holz gefertigt.

Kreppel erklärt weiter: „Holz ist vielseitig verwendbar und gut bearbeitbar. Holz ist aber auch sehr umweltfreundlich: Wenn Holz am Baum zuwächst, wird das Treibhausgas CO2 bei der Photosynthese aus der Atmosphäre entnommen und im Holz gespeichert. Solange also ein Produkt aus Holz in Verwendung ist, funktioniert diese CO2-Speicherung. Wir wissen, dass Dachgebälk in Kirchen viele Jahrhunderte überdauern kann. Jeder kann durch die Verwendung von Holzprodukten zu einem positiven Klimaeffekt beitragen. Aber selbst bei der thermischen Verwertung des Holzes gelangt nur die Menge CO2 wieder in die Atmosphäre, die vorher gespeichert wurde und keine zusätzliche Menge.

Wie läuft die Holzbereitstellung ab?

Im Wald der Kirchenstiftung Lauf steht Kirchenpfleger Karl-Heinz Übelacker mit Ingrid Palecek von der Waldbesitzervereinigung Bamberg (WBV). Die Kirche hat einen Pflegevertrag mit der WBV, aufgrund dessen die WBV sämtliche Pflegemaßnahmen im Wald für die Kirchenstiftung übernimmt. Beim Ortstermin im Wald wird vorbesprochen, wie eine Durchforstung im nächsten Herbst in einem mittelalten Eichenwald vorbereitet werden soll. Ingrid Palecek erklärt: „Zunächst werden Rückegassen im 30-Meter Abstand festgelegt und gekennzeichnet. Maschinen dürfen beim Rücken nämlich nur auf diesen Linien fahren, um den restlichen Waldboden zu schonen.“
Auf einer kleinen Fläche zeigt sie mit einer Probeauszeichnung, welche Bäume entnommen werden sollen. Es sind eher kleinkronige Eichen, die in die Krone von gut geformten Eichen hineinragen. Diese profitieren dann von der leichten Freistellung, indem sie wieder besser wachsen können und vital bleiben.
Kirchenpfleger Karl-Heinz Übelacker ist überzeugt: „Wir sind daran interessiert, dass der Wald für nachfolgende Generationen erhalten werden muss. Es müssen daher Maßnahmen ergriffen werden, um den Wald zu stärken. Dazu gehört auch eine Durchforstung.“ Ingrid Palecek ergänzt, dass Naturschutzaspekte ebenfalls berücksichtigt werden. So werden Biotopbäume und Totholz belassen. Natürlich interessiert Karl-Heinz Übelacker auch, ob sich der Hieb überhaupt rentiert. Ingrid Palecek verweist darauf, dass das schwache Eichenstammholz aus der Durchforstung ideal für die Parkettherstellung geeignet ist und bei der Maßnahme nach Abzug aller Kosten etwas übrigbleibt.

Das Holz bleibt in der Region

Das Eichenholz wird mittels eines Rahmenkaufvertrages an die Georg Gunreben Parkettfabrik, Sägewerk & Holzhandlung GmbH & Co. KG in Strullendorf verkauft. Dazu nimmt Ingrid Palecek Kontakt mit dem Rundholzeinkäufer der Firma Gunreben, Andreas Müller auf. „Wir kaufen nur zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Waldnutzung“ erklärt Müller. Da alle Mitglieder der WBV Bamberg das PEFC-Siegel haben, eignet sich auch das Holz der Kirchenstiftung Lauf bestens für die Verarbeitung zu Parkett.

Verarbeitung im Sägewerk

Der Weg vom Stamm zum fertigen Parkett erfolgt in vielen einzelnen Schritten und dauert mehrere Monate. Dabei wird die Arbeit von Maschinen immer durch die Kontrolle des menschlichen Auges ergänzt. Georg Roppelt, stellvertretender Produktionsleiter der Firma Gunreben erläutert die einzelnen Arbeitsgänge: „Nach der Anfuhr der Holzstämme auf dem Werksgelände werden sie nach Stärke und Qualität sortiert und mit der Gattersäge oder der Bandsäge gesägt.“ Im Anschluss werden die Bretter dann zwischen 6 und 13 Monaten unter freiem Himmel gelagert: „Nur gleichmäßiges und langsames Trocknen ergibt auch ein einwandfreies Produkt.“„
Nach dieser ersten Trocknung werden die Bretter für das jeweilige Endprodukt zugeschnitten: das Besäumen und Kappen erfolgt mit Hilfe von computergesteuerten Programmen, um eine maximale Ausbeute an qualitativ hochwertigen Zuschnitten zu erhalten. Die Ausbeute ist das A und O in der Holzverarbeitung.“ so Roppelt weiter. Die Parkettrohlinge kommen nun zur technischen Trocknung in die Frischluft/Abluft Trockenkammern. Diese werden mit den Holzresten befeuert, die in der Produktion entstehen: die Firma nutzt somit eine CO2-neutrale Wärmeversorgung und verhindert einer Verschwendung von Material. Sind die Rohfriesen auf die gewünschte Holzfeuchte für den Innenbereich getrocknet, können sie gehobelt, profiliert und je nach Endprodukt geschliffen und oxidativ geölt werden. Das oxidative Öl trocknet an der Luft aus und schütz das Holz von innen heraus. Bei diesem Prozess entsteht keine Belastung für die Umwelt wie etwa durch lösemittelhaltige Versiegelungen.

Massivholzboden - ein Produkt mit langem Leben

Massivholzparkett hat eine Lebensdauer von über 100 Jahren und überdauert somit Generationen. Es kann mehrmals abgeschliffen und aufbereitet werden. Die CO2-Speicherfähigkeit bleibt also über Jahrhunderte erhalten und trägt dabei maßgeblich zum aktiven Klimaschutz bei. Und die verbleibenden Eichen im Kirchenstiftungswald Lauf entwickeln nach der Durchforstung größere Kronen und werden dadurch vitaler!